Energiesysteme intelligent und sicher gestalten.

Die Klimakrise mit ihren vielfältigen ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Aspekten stellt die Menschheit vor eine ihrer größten Herausforderungen überhaupt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Transformation unseres Energiesystems weg von fossilen und hin zu regenerativen Energien. Wegen der Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Verkehr (Sektorenkopplung), liegt hier ein besonderer Schwerpunkt auf der Stromversorgung. Auch die Gasversorgung muss sich hin zu regenerativen Gasen (insbesondere Wasserstoff) fundamental wandeln.

Die neue Bundesregierung möchte die Umsetzung der Energiewende deutlich beschleunigen: „Die Regierung will die Stromversorgung Deutschlands bis 2035 komplett auf erneuerbare Energien umstellen“1Schultz, S. Angriffskrieg auf Ukraine: Regierung will 100 Prozent Ökostrom bis 2035. DER SPIEGEL (Feb. 2022). 2022. und sieht dafür eine Reihe von zusätzlichen neuen Maßnahmen vor (massiver Zubau von Photovoltaik, Windenergie, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Elektrolyseanlagen etc.). Der Krieg in der Ukraine macht darüber hinaus deutlich bewusst: „Erneuerbare Energien lösen uns von Abhängigkeiten“ 2Lindner zu Krieg in der Ukraine: Erneuerbare Energien sind „Freiheitsenergien“ – Lauterbach stimmt zu. RND RedaktionsNetzwerk Deutschland (Feb. 2022). 2022. . Diese Maßnahmen und Randbedingungen erzeugen einen massiven Handlungsdruck auf die Transformation des gesamten Energiesystems und dessen Betriebsweise.

Durch die zunehmende Komplexität des Energiesystems bei gleichzeitig höchsten Ansprüchen an eine sichere Energieversorgung muss das Energiesystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Erzeugung, Transport/Verteilung, Handel und Nutzung „intelligenter“ werden.

Die technologische Zielrichtung ist dafür die Transformation hin zu einer vollautomatisierten Betriebsweise, basierend auf Informationstechnologien, Kommunikationsnetzen, Automatisierungskomponenten und entsprechend intelligenten Betriebsalgorithmen.

Künstliche Intelligenz (KI) mit ihren verschiedenen Teilgebieten, z.B. Maschinelles Lernen (ML), bietet vielfältige methodische Ansätze, um eine neue Stufe der Intelligenz in der Automatisierung zu erreichen. In mehreren Studien3Bremm, S., Linh Le, B., Riechers, L., Mix, L., und Bendjebbour, Y. Künstliche Intelligenz für die Energiewirtschaft. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. 2020. 4Kratochwill, L., Richard, P., Babilon, L., Rehmann, F., Mamel, S., und Fasbender, S. Künstli-che Intelligenz – vom Hype zur energiewirtschaftlichen Realität. Vertiefte Analyse von KI-An-wendungsfeldern in der Energiewirtschaft. dena-ANALYSE. Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena). 2020. 5Menke, J.-H., Dipp, M., Liu, Z., Ma, C., Schäfer, F., und Braun, M. Applications of Artificial Neural Networks in the Context of Power Systems. In Artificial Intelligence Techniques for a Scala-ble Energy Transition, M. Sayed-Mouchaweh, Ed. Springer International Publishing, Cham, 345–373. 2020. wurden vielfältige Anwendungsfelder und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Hierbei ist herauszuheben, dass die methodischen Weiterentwicklungen im Bereich der KI eine hohe Dynamik haben und dadurch enorme Fortschritte zu erwarten sind.

Mit dem Innovation Cluster for Cognitive Energy Systems (IC4CES) werden wir durch Einsatz innovativer Methoden der KI einen fundamental wichtigen Lösungsbeitrag für einen sicheren und effizienten Betrieb des komplexer werdenden Energiesystems leisten.

IC4CES greift den Appell von Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., auf: „Lassen Sie uns gemeinsam die Energiewirtschaft zu einem Leitsektor für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz machen!“6Bremm, S., Linh Le, B., Riechers, L., Mix, L., und Bendjebbour, Y. Künstliche Intelligenz für die Energiewirtschaft. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. 2020. . Langfristig möchte IC4CES mit der Vision von Kognitiven Energiesystemen noch einen wesentlichen Schritt weiter gehen. Kognition bedeutet, ein (technisches) Bewusstsein der eigenen Wirkungsmöglichkeiten zu haben, die Umgebung umfangreich wahrzunehmen und durch Analyse-, Lern- und Problemlösungsmechanismen selbständig Antworten für sich verändernde Aufgabenstellungen zu erarbeiten und umzusetzen.

Ziel von IC4CES ist es, mit innovativen Methoden der Künstlichen Intelligenz Kognitive Energiesysteme zu ermöglichen und unter Einbindung von Akteuren aus Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu realisieren, damit eine sichere Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien möglich ist.

Standort und regionaler Mehrwert

Die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine Tageszeitung (HNA) erreicht Menschen über die Landesgrenzen hinweg und spiegelt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Region wider. Das regionale Innovationscluster IC4CES setzt einen weiteren Akzent bei dieser bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit. Neben der direkten Nachbarschaft im nordhessisch-südniedersächsischen Grenzgebiet ist auch die Struktur – ländlich geprägter Raum mit den jeweiligen Oberzentren Göttingen und Kassel, beidseitig renommierte wissenschaftliche Einrichtungen und eine Vielzahl innovativer Unternehmen – ähnlich. Durch eine strategische Auswahl von Projektpartner und deren vertrauensvolle Kooperation können die beiden Regionen weiter zusammenwachsen. Die wissenschaftliche Exzellenz gepaart mit der unternehmerischen Stärke beider Oberzentren im Wachstumsfeld KI stellt in Verbindung mit Energie damit die ideale Grundlage für das regionale Innovationsnetzwerk IC4CES mit seinen langfristig angelegten, strategiegeleiteten Strukturen dar. Dadurch soll ein ideales Umfeld für einen erfolgreichen Transfer aus der Forschung in die Anwendung geboten werden. IC4CES kann somit als Treiber für „KI im Energiesystem“ agieren. Die Vision ist dabei, aus der Region heraus das Profil des Innovationsstandortes Deutschland in der Zukunft mitzuprägen und so einen substanziellen Beitrag zu Lösungen für globale Herausforderungen zu liefern.

Kontakt und Koordination

Koordination

Prof. Dr. Bernhard Sick

Universität Kassel, Intelligente Eingebettete Systeme

E-Mail: bsick@uni-kassel.de

Quellenangaben
  • 1
    Schultz, S. Angriffskrieg auf Ukraine: Regierung will 100 Prozent Ökostrom bis 2035. DER SPIEGEL (Feb. 2022). 2022.
  • 2
    Lindner zu Krieg in der Ukraine: Erneuerbare Energien sind „Freiheitsenergien“ – Lauterbach stimmt zu. RND RedaktionsNetzwerk Deutschland (Feb. 2022). 2022.
  • 3
    Bremm, S., Linh Le, B., Riechers, L., Mix, L., und Bendjebbour, Y. Künstliche Intelligenz für die Energiewirtschaft. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. 2020.
  • 4
    Kratochwill, L., Richard, P., Babilon, L., Rehmann, F., Mamel, S., und Fasbender, S. Künstli-che Intelligenz – vom Hype zur energiewirtschaftlichen Realität. Vertiefte Analyse von KI-An-wendungsfeldern in der Energiewirtschaft. dena-ANALYSE. Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena). 2020.
  • 5
    Menke, J.-H., Dipp, M., Liu, Z., Ma, C., Schäfer, F., und Braun, M. Applications of Artificial Neural Networks in the Context of Power Systems. In Artificial Intelligence Techniques for a Scala-ble Energy Transition, M. Sayed-Mouchaweh, Ed. Springer International Publishing, Cham, 345–373. 2020.
  • 6
    Bremm, S., Linh Le, B., Riechers, L., Mix, L., und Bendjebbour, Y. Künstliche Intelligenz für die Energiewirtschaft. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. 2020.